Immer wieder hört man, besonders Girlfags hätten nicht das Recht, das Wort „fag“ (engl. für „Schwuchtel“) zu verwenden. Dies sei eine Beleidigung und es könne nur von Angehörigen der jeweiligen Gruppe als „Geusenwort“ verwendet werden.
Def: „Als Geusenwörter (aus dem Niederländischen: geuzennaam) oder Trotzwörter werden in der Linguistik Wörter bezeichnet, die ursprünglich eine Personengruppe beschimpfen sollten, von dieser aber positiv umgemünzt werden“
Natürlich stimmt es: „fag“ war – und ist meist noch immer – eine Beleidigung gegenüber schwulen Männern. Dennoch wird dieses Wort inzwischen von eben jener – damit beschimpften – Gruppe übernommen und wird zum Teil mit Stolz als Selbstbezeichnung verwendet.
Haben nun Girlfags das Recht, dies auch zu tun?
Dazu kann man nur sagen: Das Wort „Girlfag“ wurde bereits in den 1990er Jahren geprägt und hat sich seither verbreitet. Es ist auch unter GF/GD nicht unumstritten – aus den genannten Gründen – aber es hat sich in gewisser Weise durchgesetzt und bietet einer bisher namenlosen Gruppe die Möglichkeit zur Selbstbezeichnung.
Janet W. Hardy (Autorin von “Girlfag: A life told in sex and musicals”) hat – wie andere auch – festgestellt, dass es im Englischen keine adäquate Übersetzung für das deutsche Wort „schwul“ gibt. „Schwule Frau“ provoziert bei weitem nicht so viel Widerstand wie „Girlfag“, denn im Englischen fehlt einfach eine nicht vulgäre, diskriminierende Bezeichnung für schwule Männer. „Gay woman“ bedeutet einfach „Lesbe“ und ist für schwule Frauen nicht verwendbar. Und bisher ist noch niemand mit einem besseren Begriff gekommen. Falls also jemandem was einfällt, immer her damit!
Ich selbst ziehe es – außerhalb englischsprachiger Gruppen – vor, mich als „schwule Frau“ zu bezeichnen.
Girlfags identifizieren sich zudem auch mit der LGBTQ-Szene. Was man ihnen nicht abstreiten kann ist ihre Queerness – und somit sind sie Teil dieser marginalisierten gesellschaftlichen Gruppe, was ihnen in gewisser Weise auch wieder das Recht einräumt, den Slang dieser Gruppe zu verwenden.
Ach und übrigens – ich habe noch nie gehört, dass sich jemand über das Wort „Faghag“ (auf deutsch: “Schwulenmutti” oder “Gaby”) beschwert hätte, „fag“ ist in diesem Zusammenhang offenbar vollkommen akzeptabel.
Siehe auch hier, ein Artikel, der sich dem Thema annähert.